Letztes Jahr als wir von einem kurzen Urlaub von meiner Mama zurück kamen machte Perle den Vorschlag, dass wir uns 2024 einen Monat, eine Auszeit nehmen sollten um mein Heimatland Rumänien zu erkunden. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, mein Herz pochte und ich war voller Vorfreunde und konnte es kaum glauben: Perle will tatsächlich mehr über das Land meiner Wurzeln erfahren. Mit einem Roadtrip durch Rumänien würde sich für mich ein Kindheitstraum erfüllen.
In meiner Kindheit verbrachte ich die Ferien immer bei meiner Oma auf dem Dorf, zu der Zeit eine Besonderheit in Urlaub zu fahren. Allerdings hatte ich in der Hauptschule einen Mitschüler welcher fast jedes Jahr, in den Sommerferien mit seinen Eltern mit dem Fahrrad das Land erkundet haben. Seine Erzählungen ließen mich immer davon träumen eines Tages selbst auf Reisen zu gehen und Europa zu meinem Spielplatz zu machen. Doch wie oft im Leben kommt es oft anders als wir uns das als Kinder vorstellen. Allerdings ist es nie zu spät seine Träume und Wünsche in die Tat umzusetzen.
In den letzten Jahre haben wir eine kleine Tradition ins Leben gerufen und zwar feiern wir Perles Geburtstag auf einem kleinem Abenteuer. Letztes Jahr waren wir am Bodensee und haben in einem Schlaffass übernachtet. Nachdem unser unbezahlter Urlaub für Juli genehmigt war, war klar dieses Jahr feiern wir am Schwarzen Meer.
Um den ganzen Flair eines Roadtrips in vollen Zügen genießen zu können und so unabhängig wie möglich zu sein, haben wir Aragon, mein Kombi umgebaut damit wir im Auto gemütlich übernachten können. Eine gute Freundin hat uns ihre Dachbox ausgeliehen damit alles gut verstaut ist und wir ohne großen aufwand alles griffbereit haben.
Für unseren Roadtrip durch Rumänien nehmen wir uns drei Wochen Zeit. Drei Wochen sind viel zu wenig, um das Land wirklich zu erforschen, aber es ist ein Anfang. Unser Plan? Keiner! Wir wollen jeden Tag aufs Neue erleben, uns treiben lassen und die Freiheit genießen. Wir freuen uns darauf, die Unabhängigkeit des Reisens in vollen Zügen auszukosten, die Seele baumeln zu lassen und den Alltag zu entschleunigen, um ganz im Hier und Jetzt anzukommen. Wir entscheiden uns bewusst dafür, uns von einem Tag zum nächsten treiben zu lassen: keine Zeitangabe, keine feste Route, keine “To-Do-Liste” und vor allem kein hetzen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.
Obwohl unser Motto „Alles kann, nichts muss“ lautet, haben wir drei Ziele im Kopf: das Schwarze Meer (Marea Neagră), das Donaudelta (Delta Dunării) und die spektakuläre Transfagarasan (Transfăgărășan). Ohne strikten Zeitplan starten wir unseren Roadtrip – voller Vorfreude auf das, was kommt.
In den letzten Jahren haben wir es uns zur Tradition gemacht, Perles Geburtstag Anfang Juli mit einem Abenteuer zu feiern. Nachdem wir letztes Jahr den Bodensee erkundet haben, soll es diesmal noch größer und aufregender werden. Das Schwarze Meer – der perfekte Ort, nicht nur um den Ehrentag zu feiern, sondern auch als Start in unser großes Abenteuer.
Am 30. Juni 2024 starten wir nach einem kurzen Aufenthalt bei meiner Familie ohne festgelegten Plan im Kreis Timiș. Nach einigen unerwarteten Verzögerungen auf überfüllten Straßen und gesperrten Autobahnen entscheiden wir uns, nach Vama Veche zu fahren – einem bekannten Ort für Individualisten und Freigeister an der Schwarzmeerküste.
Für den Ort unserer Übernachtung entscheiden wir uns kurz vor dem Ziel. Der Campingplatz „La Rouleta“ liegt so nah am Strand, dass wir ihn einfach nehmen müssen – und wir haben Glück: Ohne Vorreservierung dürfen wir hier unser Zelt aufschlagen. Zunächst richten wir unseren Schlafplatz ein und machen es uns gemütlich. Doch obwohl wir müde von der langen Fahrt sind, zieht es uns direkt an den Strand. Der weite Blick über das Meer, das Rauschen der Wellen und die salzige Luft lassen uns alles um uns herum vergessen – ein perfekter Start in unseren Roadtrip.
Ursprünglich hatten wir geplant, nur drei Tage in Vama Veche zu verbringen und auf dem Weg zum Donaudelta (Delta Dunării) noch einen Zwischenstopp an einem anderen Resort einzulegen. Doch dieser einzigartige Ort zog uns in seinen Bann, sodass wir schließlich eine ganze Woche blieben. Die entspannte Atmosphäre, die Freiheit und der unberührte Charme von Vama Veche lassen uns einfach nicht los. Wir genießen die endlosen Strandspaziergänge, das beruhigende Rauschen der Wellen und die inspirierende Umgebung, die uns das Gefühl gibt, völlig frei und unbeschwert zu sein.
Am 7. Juli verabschieden wir uns von Vama Veche und machen uns auf den Weg nach Murighiol, dem Tor zum Donaudelta. Wir entscheiden uns bewusste für die längere Strecke entlang der Schwarzmeerküste um noch einmal die Schönheit der Küstenregion zu genießen. Wir möchten uns den Blick aus die Weite des Schwarzen Meers bewahren.
Unterwegs ändert sich die Landschaft allmählich. Von den weiten Küstenabschnitten geht es durch grüne Hügel und kleine Dörfer. Sie strahlen eine friedliche, zeitlose Atmosphäre aus. Je näher wir Murighiol kommen, desto ruhiger und ursprünglicher wird die Umgebung. Es ist, als ob die Natur uns auf das bevorstehende Abenteuer im Donaudelta einstimmen will.
Schon als Kind träume ich davon, das Donaudelta zu erkunden und die beeindruckende Vogelwelt hautnah zu erleben. Jetzt, Jahre später, wird dieser Traum Wirklichkeit. Unser Ziel ist Murighiol. Hier schlagen wir unser Zelt für drei Tage auf dem Campingplatz „La Lacul Murighiol“ auf. Am Abend führt uns ein Spaziergang an den See Murighiol und stimmt uns langsam auf die Bootstour welche wir gebucht haben
Das Donaudelta, eines der artenreichsten Ökosysteme Europas, empfängt uns mit einer atemberaubenden Mischung aus Flusslandschaften, Seen und dichten Schilfgürteln. Am Dienstag den 9.07 geht es über tief in die verwunschenen Wasserwege durchs Donaudelta. Die unglaubliche Vielfalt an Vogelarten und die friedliche Stille der unberührten Natur machen diesen Ausflug zu einem der unvergesslichsten Erlebnisse unserer Reise – und für mich zur Erfüllung eines lang gehegten Kindheitstraums.
Ein weiteres Highlight unseres Roadtrips sind die Schlammvulkane von Berca, die größten aktiven Schlammvulkane Europas. Diese geologischen Wunder entstehen durch Erdgas, das flüssigen Schlamm an die Oberfläche drückt und kleine Vulkankegel bildet, aus denen beständig blubbernder Schlamm austritt. Die umliegende Landschaft wirkt fast wie eine Mondlandschaft – grau, karg und faszinierend. Der Besuch der Schlammvulkane von Berca bietet uns nicht nur einen einzigartigen Einblick in die Kräfte der Natur, sondern auch eine beeindruckende Kulisse, die man in Europa kaum anderswo findet.
Am 11. Juli erleben wir einen aufregenden Tag im Bucegi-Gebirge. Zuerst besuchen wir die beeindruckende Höhle Ialomitei. Diese imposante Tropfsteinhöhle, bekannt für ihre faszinierenden Stalaktiten und Stalagmiten, beherbergt auch die Überreste prähistorischer Höhlenbären, die einst in dieser Region lebten. Die Höhle liegt inmitten einer malerischen Landschaft. Die Fahrt führt uns durch enge, kurvige Straßen mit spektakulärem Panorama. Die Landschaft um die Höhle entlang erinnert an Filme wie “der Hobbit” oder “Herr der Ringe”.
Nach dem Besuch der Höhle machen wir Halt im nahegelegenen Kloster Sinaia. Dieses historische Kloster, gegründet im 17. Jahrhundert, ist ein Ort der Ruhe und Spiritualität, umgeben von majestätischen Bergen. Die Architektur und die kunstvollen Fresken des Klosters geben uns einen faszinierenden Einblick in die orthodoxe Kultur Rumäniens.
Der krönende Abschluss unseres Tages im Bucegi-Gebirge ist der Besuch des berühmten Schlosses Peles. Dieses prächtige Schloss, einst Sommerresidenz des ersten rumänischen König Carol I., beeindruckt uns mit seiner aufwendigen Architektur und den prachtvoll eingerichteten Räumen. Es gilt als eines der schönsten Schlösser Europas und ist definitiv ein Highlight unseres Roadtrips. Jeder dieser Orte im Bucegi-Gebirge ist einzigartig und bietet uns eine tiefe Verbindung zur Geschichte und Kultur Rumäniens.
Es war ein Tag, der uns mit unzähligen Eindrücken und Erlebnissen bereicherte. Um uns auf den kommenden Tag einzustimmen, verbrachten wir die Nacht auf dem Campingplatz “Vampire”. Von hier ging es am 12. Juli zum berühmten Schloss Bran
Schloss Bran, wohl das berühmteste Schloss Rumäniens, beeindruckt mich auf den ersten Blick mit seiner imposanten Erscheinung und der reichen Geschichte, die es umgibt. Zwar ist es historisch nicht das eigentliche Schloss Draculas, doch es spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte und fasziniert durch seine majestätische Architektur und mystische Atmosphäre. Dennoch bleibt bei mir ein Gefühl der Enttäuschung zurück. Möglicherweise liegt das daran, dass wir am Tag zuvor das märchenhafte Schloss Peles besichtigt haben. Nach der Eleganz und dem Zauber von Peles kann Schloss Bran meine Erwartungen nicht ganz erfüllen, obwohl es zweifellos ein bedeutendes und beeindruckendes Bauwerk ist.
Nur wenige Minuten vom Schloss Bran entfernt liegt der Freizeitpark Tal der Märchen. Dieser bezaubernde Park ist ein magischer Ort, der sowohl Kinder als auch Erwachsene in eine Welt der Fantasie entführt. Der Park ist thematisch gestaltet und lässt berühmte Märchenfiguren lebendig werden. Besucher können hier durch zauberhafte Landschaften spazieren und an interaktiven Attraktionen teilnehmen. Auf der Terrasse des angrenzenden Restaurants lassen wir uns kulinarisch verwöhnen und genießen gleichzeitig den Blick auf das majestätische Schloss Bran – ein perfekter Ort, um den Tag ausklingen zu lassen.
Draußen herrschen Temperaturen um die 40°C, die Fahrten und die Ausflüge sind bereichernd und fordernd zugleich. Wir entscheiden im Ort Bran eine zweitägige Pause einzulegen. Über Booking.com reservieren wir ein Zimmer in der Pension Carina für 2 Nächte. Wir nutzen die Zeit um die vielen Eindrücke uns Erlebnisse intensiver auf uns wirken zu lassen und für einige Vorbereitungen für unser nächstes Ziel: die Transfagarasan.
Am 15. Juli geht unser Roadtrip weiter zunächst nach Curtea de Argeș und von da auf die berühmte Straße, welche auch mein Vater, als junger Mann mit dem Motorrad durchfahren hat. Die Vorfreude auf unseren Transfagarasan – Roadtrip ist sehr groß.
Eine malerische Stadt im Süden Rumäniens, die reich an Geschichte und Kultur ist. Sie liegt am Fuße der südlichen Karpaten und ist vor allem für ihre beeindruckende Klosteranlage bekannt, die als eine der schönsten orthodoxen Kirchen Rumäniens gilt. Die Stadt war einst die erste Hauptstadt der Walachei und beherbergt das legendäre Kloster von Curtea de Argeș, wo die rumänischen Könige bestattet sind. Umgeben von sanften Hügeln und malerischen Landschaften, bietet Curtea de Argeș nicht nur kulturelle Schätze, sondern auch eine entspannte, naturnahe Atmosphäre.
Die Transfăgărășan, oft als eine der schönsten Straßen der Welt bezeichnet, bietet ein atemberaubendes Panorama. Jeder, der Rumänien besucht, sollte diese Route erleben – nicht nur Roadtrip-Fans. Die kurvenreiche Passstraße führt durch die beeindruckende Berglandschaft der Karpaten und bietet spektakuläre Ausblicke, die unvergesslich bleiben. Für diejenigen, die das Abenteuer lieber in Begleitung erleben möchten, gibt es auch geführte Touren, diese können z.b. über GetYourGuide gebucht werden. Sie bringen die Geschichte und die atemberaubende Natur dieser legendären Route näher. Diese Erfahrung sollte bei keinem Rumänien-Besuch fehlen.
Nach diesem unvergesslichen Transfagarasan – Roadtrip haben wir uns für eine Nacht auf dem “Campingplatz Transilvania” niedergelassen. Nach einem gemütlichen Frühstück an See am Rande des Campingplatzes führte unser Roadtrip durch Rumänien weiter an einen Ort voller Legenden.
Am 15. Juli führte unser Roadtrip weiter zum Vulkansee Sankt Anna. Dieses einzigartige Naturwunder Rumäniens liegt in einem erloschenen Vulkankrater auf einer Höhe von 1660 Metern. Es ist der einzige vollständig erhaltene Vulkansee in Osteuropa. Umgeben von dichtem Wald und eingebettet in die Stille der Berge, strahlt der Sankt-Anna-See eine fast mystische Atmosphäre aus. Eine kurze Wanderung von einem nahegelegenen Parkplatz bringt uns zu diesem klaren, stillen Gewässer, das von vielen Legenden umrankt ist. Es heißt, dass das Wasser des Sees so rein ist, dass es fast heilig wirkt. Der Besuch dieses abgeschiedenen Ortes ist ein tief beeindruckendes Erlebnis. Es zeigt uns die Kraft und Schönheit der Natur noch einmal deutlich.
Vor zwei Jahren führte uns ein Wochenendausflug nach Hermannstadt und ins Salzbergwerk Turda. Dieses Jahr wollten wir auch das zweite Salzbergwerk Rumäniens besuchen. Das Salzbergwerk Praid. Auf der suche nach einem Parkplatz bemerkten wir die lange Schlange an der Kasse. Geschätzt waren es etwa 100 Menschen. So das wir uns kurzfristig entschlossen haben den besuch des Salzbergwerks auf “später” zu verschieben. Stattdessen besuchten wir das Schmetterlingshaus um die Ecke.
Von unserem Campingplatz in Sovata aus machen wir uns auf den Weg, um mit der Mocănița eine nostalgische Zugfahrt zu erleben. Leider fährt aufgrund der sommerlichen Hitze die Dampflok an diesem Tag nicht. Eine Diesellok übernimmt stattdessen die Fahrt. Die Reise führt uns von Vișeu de Sus, vorbei an malerischen Landschaften, dichten Wäldern und entlang des Flusses Vaser. Obwohl wir die typische Dampfatmosphäre vermissen, ist die Fahrt dennoch ein unvergessliches Erlebnis. Sie bringt uns die Schönheit dieser historischen Strecke näher.
Am 17. Juli erreichen wir Hunedoara, eine Stadt mit einer reichen industriellen Vergangenheit, die vor allem durch das imposante Schloss Corvin bekannt ist. Dieses Schloss, eines der größten und am besten erhaltenen gotischen Bauwerke Europas, versetzt uns sofort in eine andere Zeit. Die hohen Türme, weitläufigen Innenhöfe und dunklen Gänge erzählen Geschichten von Rittern, Königen und Legenden. Besonders beeindruckend sind die kunstvollen Steinmetzarbeiten und die imposante Zugbrücke, die uns das Gefühl gibt, direkt ins Mittelalter eingetreten zu sein. Ein Spaziergang durch die Stadt und ein köstliches Essen runden unseren Besuch in Hunedoara ab, bevor wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel machen.
Unsere Reise führt uns schließlich nach Craiova, einer Stadt, die uns mit ihrer Mischung aus historischer Architektur und modernem Flair sofort in ihren Bann zieht. Oft als kulturelles Herz der Region Oltenien bezeichnet, bietet sie eine wunderbare Kulisse, um die letzten Tage unseres Roadtrips zu genießen. Wir schlendern durch die Altstadt, bewundern die prachtvollen Gebäude und lassen uns von der lebendigen Atmosphäre mitreißen. Die Vielfalt an Cafés, Restaurants und kleinen Boutiquen macht unseren Aufenthalt hier zu einem wahren Vergnügen. Die charmanten Straßen laden uns dazu ein, die Stadt in vollen Zügen zu erkunden.
Nach unserem entspannten Aufenthalt in Craiova machen wir noch einen kurzen, aber herzlichen Besuch bei meiner Cousine, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Hause machen. Doch bevor es endgültig nach Karlsruhe geht, machen wir noch einen letzten Stopp bei meiner Mutter im Kreis Timiș. Es ist ein vertrauter und liebevoller Abschluss unserer Reise durch Rumänien.
***HINWEIS: Links zu Produkten in diesem Beitrag sind Affiliate Links. Das bedeutet, dass, wenn du ein Produkt über einen Link kaufst bzw. eine Tour oder ein Hotel buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keine Mehrkosten. Perfekt also wenn du einen Artikel sowieso kaufen und mich gleichzeitig kostenlos unterstützen möchtest!
Vielen herzlichen Dank!***
***Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Mehr dazu erfährst du in meinem Beitrag über Affiliate-Links.
Gerne informiere ich dich über neue Berichte etwa 1x im Monat