Unser Roadtrip durch Rumänien führte uns am 10. Juli von Murighiol, einem malerischen Ort im Donaudelta, zu den berühmten Schlammvulkanen von Berca (Vulcanii Noroioși). Obwohl die Strecke von etwa 220 Kilometern überschaubar klang, wurde uns an diesem Tag zum ersten Mal bewusst, dass Fahrten abseits der Nationalstraßen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und Geduld erfordern.
Wir starteten morgens gegen 8 Uhr nach einem entspannten Frühstück auf dem Campingplatz in Murighiol. Unsere Route führte durch kleine Dörfer, vorbei an endlosen Feldern und durch hügelige Landschaften. Es dauerte fast sechs Stunden, bis wir schließlich ankamen – ein Tempo, das uns half, die Schönheit des Landes wirklich wahrzunehmen. Die Reise war ein Vorgeschmack auf das, was uns auf unserem Roadtrip noch erwarten würde: etwas Außergewöhnliches und Ursprüngliches
Schon der erste Blick auf die Schlammvulkane war atemberaubend. Die Landschaft wirkte wie von einer anderen Welt: karge Hügel, kleine vulkanartige Kegel, aus denen grauer Schlamm langsam sprudelt und eine Stille, die fast magisch wirkt. Der Boden ist von unzähligen Rissen durchzogen, an manchen Stellen trocken und hart, an anderen weich und glitschig. Grauer Ton, durchsetzt mit salzigen Kristallen, verleiht der Umgebung einen bizarren Glanz. Nur wenige, an die extremen Bedingungen angepasste Pflanzen durchbrechen am Rand die Kargheit, was die Landschaft noch unwirklicher erscheinen lässt.
Die Schlammvulkane gehören zu einem geschützten Naturschutzgebiet, das eingerichtet wurde, um diese empfindliche und einzigartige Umgebung zu bewahren. Spannend ist, dass sich die Landschaft stetig verändert: Der austretende Schlamm formt neue Flächen und Kegel, wodurch das Gebiet kontinuierlich wächst. Dieses dynamische Phänomen macht jeden Besuch zu einem besonderen Erlebnis, da die Natur ständig neue Strukturen erschafft.
Schlammvulkane sind geologische Formationen, die durch das Zusammenspiel von unterirdischen Gasen, Wasser und Sedimenten entstehen. Aus großen Tiefen – meist bis zu 3.000 Metern – steigen Methan- oder Kohlendioxidgase auf, die sich ihren Weg durch wasserreiche Schichten bahnen. Diese Gase drücken dabei Schlamm und salzhaltiges Wasser an die Oberfläche. Anders als Feuervulkane, die Magma ausstoßen, sind Schlammvulkane kalt und ungefährlich. Sie bilden jedoch faszinierende, oft aktive Kegel, die ständig durch den austretenden Schlamm in Bewegung sind. Die dabei entstehenden Blasen und das leise Blubbern verleihen ihnen ein lebendiges, fast hypnotisches Erscheinungsbild.
Der grundlegende Unterschied zwischen Schlammvulkanen und Feuervulkanen liegt in ihrer Entstehung. Schlammvulkane entstehen durch Gase, die kalte, zähflüssige Schlamm-Massen an die Oberfläche drücken. Sie sind weder gefährlich noch heiß, da sie sich in der kontinentalen Kruste und nicht in der Erdkruste bilden. Im Gegensatz dazu fördern Feuervulkane Magma aus dem Erdmantel. Diese Art von Vulkanen ist aktiv, explosiv und hat das Potenzial, Lava, Asche und Gestein in die Atmosphäre zu schleudern. Während Schlammvulkane ruhige, blubbernde Landschaften formen, verändern Feuervulkane die Erde mit spektakulären, aber zerstörerischen Kräften.
Das Gebiet um die Schlammvulkane ist fast vollständig vegetationsfrei. Der hohe Salz- und Schwefelgehalt des Bodens lässt nur salztolerante Pflanzen überleben, was der Region ein fast außerirdisches Aussehen verleiht. Die grauen, rissigen Flächen erinnerten uns an Bilder vom Mond oder Mars. Es ist eine Landschaft, die uns mit ihrer Schlichtheit in den Bann zieht.
Die Schlammvulkane von Berca gehören zu den bekanntesten ihrer Art in Europa, aber sie sind nicht die einzigen. Auch in anderen Ländern gibt es ähnliche geologische Phänomene:
Aserbaidschan: Das Land ist berühmt für seine Schlammvulkane und beherbergt weltweit die meisten davon. Der Gobustan-Nationalpark ist ein Hotspot für diese Naturwunder.
Italien: In der Region Emilia-Romagna befinden sich die “Salse di Nirano”, ein Schutzgebiet mit kleinen, aktiven Schlammvulkanen. Auch in Sizilien gibt es ähnliche Formationen, z. B. in Macalube di Aragona.
Georgien: Auch hier finden sich Schlammvulkane, insbesondere in der Region um Tiflis.
Diese Schlammvulkane ähneln denjenigen in Rumänien, jedoch unterscheiden sie sich in Größe und Aktivität. Besonders in Aserbaidschan gibt es Schlammvulkane, die größere Mengen an Schlamm ausstoßen und gelegentlich sogar Feuer auslösen können.
Die Schlammvulkane von Berca sind sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Hier die wichtigsten Anreisemöglichkeiten:
Mit dem Auto:
Bukarest: Rund 115 Kilometer entfernt, ca. 2 Stunden Fahrzeit.
Brașov: Etwa 140 Kilometer, die Fahrt dauert ungefähr 2,5 Stunden.
Sibiu: Ca. 250 Kilometer entfernt, Fahrzeit etwa 4 Stunden.
Auf den Landstraßen solltest du gelegentlich mit holprigen Abschnitten rechnen, aber die malerische Landschaft macht die Fahrt zu einem Erlebnis. Plane genügend Zeit für die Strecke ein.
Mit dem Zug:
Der nächstgelegene Bahnhof ist in Buzău, etwa 25 Kilometer von den Schlammvulkanen entfernt.
Vom Bahnhof kannst du ein Taxi nehmen, das dich in ca. 30 Minuten direkt zum Ziel bringt.
Alternativ kannst du einen lokalen Transportdienst organisieren, um die letzten Kilometer bequem zurückzulegen.
Egal, wie du anreist – die Schlammvulkane von Berca sind ein Naturwunder, das den Aufwand der Anreise auf jeden Fall wert ist!
Die Schlammvulkane von Berca sind ein echtes Highlight für alle, die mit kleinem Budget reisen. Mit einem Eintrittspreis von nur einem Euro pro Person ist der Besuch nicht nur beeindruckend, sondern auch äußerst erschwinglich. Direkt gegenüber dem Eingang befindet sich ein kostenloser Parkplatz, was die Attraktion besonders attraktiv für Low-Budget-Reisende macht. So kannst du dieses einzigartige Naturwunder genießen, ohne dein Reisebudget zu strapazieren.
Die Schlammvulkane von Berca sind nicht nur ein geologisches Wunder, sondern auch ein Ort voller faszinierender Geschichten und Mythen. Hier sind die bekanntesten Erzählungen:
Die Legende des Drachen:
Ein mächtiger Drache soll tief unter der Erde schlafen. Sein Atem ist so stark, dass er die Gase an die Oberfläche drückt, wodurch der Schlamm entsteht. Wer die empfindliche Landschaft beschädigt, könnte den Drachen wecken und seinen Zorn heraufbeschwören.
Der Kampf der Riesen:
Zwei gewaltige Riesen sollen in einem epischen Streit die Landschaft geformt haben. Mit ihren Schritten und Schlägen rissen sie die Erde auf, wodurch die heutigen Hügel und Kegel der Schlammvulkane entstanden.
Der verfluchte Boden:
Manche Einheimische glauben, dass die Schlammvulkane auf verfluchtem Land liegen. Der Schlamm, der unaufhörlich aus der Erde austritt, soll ein Symbol für die Rastlosigkeit des Bodens sein.
Jede dieser Legenden verleiht den Schlammvulkanen eine mystische Atmosphäre und macht den Besuch zu einem Erlebnis, das über die reine Geologie hinausgeht.
Falls du einen Besuch planst, hier einige wertvolle Tipps aus unserer Erfahrung:
Beste Reisezeit: Frühling oder Herbst sind ideal, da die Temperaturen angenehmer sind. Im Sommer kann es sehr heiß werden.
Anreise: Die Schlammvulkane sind von Buzău oder Brașov aus gut mit dem Auto erreichbar. Plane genügend Zeit für die Strecke ein.
Ausrüstung: Festes Schuhwerk ist unverzichtbar, und bei Regen lohnt es sich, Wechselkleidung dabeizuhaben.
Verpflegung: Es gibt vor Ort kaum Möglichkeiten, Essen oder Trinken zu kaufen. Bring ausreichend Wasser und Snacks mit.
Nachhaltigkeit: Bleib auf den ausgewiesenen Wegen, um die empfindliche Landschaft zu schützen. Sie ist ein wertvolles Naturerbe.
Unser Besuch bei den Schlammvulkanen war nicht nur eine geologische Entdeckung, sondern auch ein Eintauchen in eine der mystischsten Landschaften Rumäniens. Die lange Anreise, die holprigen Straßen und die sommerliche Hitze waren schnell vergessen, als wir die beeindruckende Stille und Schönheit dieses Ortes auf uns wirken ließen. Es war ein Tag, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird und eines der lieben Highlight unseres Roadtrips.
Warst du schon einmal bei den Schlammvulkanen von Berca oder planst eine Reise dorthin? Teile deine Gedanken und Tipps mit mir und anderen Leserinnen und Lesern! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat und du keine neuen Reiseinspirationen verpassen möchtest, abonniere meinen Newsletter. So bleibst du immer auf dem Laufenden und erhältst regelmäßig spannende Geschichten, nützliche Tipps und exklusive Inhalte direkt in dein Postfach!
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